Drahtglas und Drahtspiegelglas oder Drahtglas-Imitat?
das alte Sicherheitsglas
Bei Hanseata erhalten Sie Drahtglas als Drahtornamentglas sowie Drahtspiegelglas als Drahtglas-Imitat. Das Drahtglas wird im sogenannten Walzverfahren hergestellt. Hierbei wird die Glasschmelze zwischen zwei gegenläufigen, wassergekühlten Stahlwalzen zu einem endlosen Flachglas-Band ausgeformt. Die Einlage des Drahtgeflechts erfolgt über eine spezielle Zuführung direkt vor der Formgebung in die hochviskose Schmelze. Das Drahtspiegelglas wird durch Spiegelglas, bzw. Floatglas mit Drahteinlage hergestellt und erhält so seine ebene und durchsichtige Form.
In vielen Ländern gibt es spezifische Vorschriften, die die Verwendung von Drahtglas regeln. In Deutschland ist die Verwendung von Drahtglas beispielsweise in der Bauregelliste A Teil 2 (Technische Baubestimmungen) geregelt. Dort ist festgelegt, dass Drahtglas nur noch eingeschränkt verwendet werden darf und zwar nur noch in Notausgangstüren und in Fenstern oder Verglasungen von Gebäuden mit einer Höhe von bis zu 22 Metern, sofern diese Fenster oder Verglasungen in einem Brandfall nicht zu Boden fallen können. Ähnliche Vorschriften gibt es auch in anderen Ländern wie beispielsweise in den USA, wo die Verwendung von Drahtglas in öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Krankenhäusern untersagt ist, es sei denn, es ist ausdrücklich vorgeschrieben. In anderen Ländern wie Kanada oder Großbritannien gibt es ebenfalls spezifische Vorschriften, die die Verwendung von Drahtglas regeln und einschränken. Es ist wichtig, dass Bauherren und Architekten sich mit den spezifischen Vorschriften in ihrem Bundesland vertraut machen und sicherstellen, dass sie bei der Planung und dem Bau von Gebäuden die richtigen Materialien verwenden, um die Sicherheit von Personen zu gewährleisten.
Ist Drahtglas ein Sicherheitsglas?
Im Falle eines Glasbruches bindet das Drahtgeflecht die Scherben. Dadurch wird die Gefahr des Herabfallens von Glasscherben minimiert. Zusätzlich besitzt das gebrochene Drahtglas eine gewisse Resttragfestigkeit. Daher wurde früher das Drahtglas auch für Über-Kopf-Verglasungen (z. B.: Vordächer) verwendet. Heute ist Drahtglas für Über-Kopf-Verglasungen nicht mehr zugelassen. Drahtglas ist somit auch ein Sicherheitsglas wie es früher verwendet fand und darf auch nicht als solches verbaut werden. Bestehende Anlage müssen nicht ersetz werden (Bestandsschutz). Defekte Anlagen / Scheiben dürfen jedoch nicht ersetzt werden. Hierfür haben wir unser Drahtglas-Imitat aus VSG aus ESG Sicherheitsglas entwickelt. Dies ist an unterschiedliche Farbgebungen anpassbar. Einen 100% Ersatz kann es jedoch nicht geben, weil die Charakteristik vom Maschinenglas nicht durch einen Druck darstellbar ist.
Drahtglas in verschiedenen Maßen und Ausführungen
Wir haben das Drahtglas in einer Dicke von 7 mm und in den Abmessungen von 2040 x 2500/3300/3600 mm am Lager vorrätig. Die Gläser sind in Holzkisten mit unterschiedlichen Blattinhalten verpackt. Das Drahtglas ist auch als Ornamentglas verfügbar. Lagernd haben wir das Drahtornament 187, Drahtornament 521 und das Drahtornament 523 in einer Dicke von 7 mm und in den Abmessungen von 2040 x 2500/3300 mm. Wir vertreiben Produkte von unserem Partner Lamberts.
Drahtspiegelglas ist ein mit einer Drahteinlage versehenes Glas, dessen Oberflächen beidseitig plangeschliffen und poliert werden. Im Gegensatz zu Drahtglas ist Drahtspiegelglas klar und durchsichtig, hat aber die gleichen physikalischen Eigenschaften. Aktuell ist Drahtspiegelglas bei uns nicht erhältlich.
Drahtglas-Imitat im Einsatz bei denkmalgeschützten Gebäuden
Bei der Modernisierung und Sanierung oder dem Austausch von Drahtglas muss man gegebenenfalls den Charakter von Drahtglas erhalten, obwohl dieses nach aktuellen baurechtlichen Gründen nicht mehr zulässig ist (z. B.: Drahtglas als Sicherheitsglas). Deshalb kommt auch hier unser Drahtglas-Imitiat zum Einsatz und erhält dadurch ein modernes, sicheres und effektives Fenster. Dies ist nur möglich durch den Siebdruck mit dem entsprechenden Muster. Das Strichmaß vom Muster beträgt jedoch mind. 0,8mm und ist in seiner Farbe anpassbar. Durch die Kombination mit verschiedenen PVB-Folien ist auch eine Anwendung als Sicherheitsverglasung möglich. Unser Drahtglas-Imitat eigenet sich sehr gut als Ersatz im Bereich Restauration und Denkmalschutz.
Warum Drahtglas heute unzulässig ist
Die DIN 18008 stellt wesentlich strengere Anforderungen an das Bruchverhalten und die Resttragfähigkeit von Glas. Die zentralen Unterschiede:
Merkmal |
TRAV (alt) |
DIN 18008 (neu) |
Bewertung Drahtglas |
Bedingt zulässig |
Nicht zulässig |
Anforderung an Bruchverhalten |
Kein Pendelschlagversuch erforderlich |
Pflicht: Pendelschlagversuch nach DIN EN 12600 |
Überkopfverglasung |
Nicht eindeutig geregelt |
Strikte Vorgaben mit VSG und statischem Nachweis |
Prüfung Resttragfähigkeit |
Keine Pflicht |
Verpflichtend bei Absturzsicherung und Überkopfverglasung |
Drahtglas hat seinen Sonderstatus verloren!
Relevante Normen im Überblick:
Norm |
Inhalt |
Bedeutung für Sicherheitsglas |
DIN 18008 |
Glas im Bauwesen (Teile 1–6) |
Regelt Anforderungen an statische Tragfähigkeit, Bruchverhalten und Absturzsicherung |
DIN EN 12600 |
Pendelschlagversuch |
Bewertet Stoßfestigkeit: Klassen 1B1 bis 3B3 |
DIN EN 12150 |
ESG (Einscheiben-Sicherheitsglas) |
Anforderungen an thermisch vorgespanntes Glas |
DIN EN 14449 |
VSG (Verbund-Sicherheitsglas) |
Anforderungen an Aufbau und Verhalten im Bruchfall |
Warum Drahtglas kein Sicherheitsglas mehr ist
Früher galt Drahtglas aufgrund des eingebetteten Drahtgeflechts als sicherer, da es beim Bruch zusammengehalten wird. Jedoch zeigen aktuelle Erkenntnisse, dass Drahtglas bei Bruch scharfkantige Splitter bildet, die ein erhebliches Verletzungsrisiko darstellen. Deshalb wird es heute als „grob brechende Glasart“ eingestuft und erfüllt nicht die Anforderungen an Sicherheitsglas gemäß DIN 18008-1. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) bestätigt dies in ihrer Information 208-014:
„Drahtglas ist kein Sicherheitsglas.“
Aktuelle Normen und Anforderungen
DIN 18008 – Glas im Bauwesen
Die DIN 18008 ist die zentrale Norm für die Bemessung und Konstruktion von Glas im Bauwesen. Sie legt fest, wann Sicherheitsglas erforderlich ist, insbesondere in Bereichen mit erhöhtem Verletzungsrisiko. Gemäß dieser Norm gilt Glas als sicher, wenn es entweder:
-
Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) nach DIN EN 12150,
-
Verbund-Sicherheitsglas (VSG) nach DIN EN 14449
-
oder Glas ist, das mindestens die Klasse 3(B)3 gemäß DIN EN 12600 erreicht.
Drahtglas erfüllt keine dieser Anforderungen.
DIN EN 12600 – Pendelschlagversuch
Diese europäische Norm klassifiziert Flachglasprodukte anhand ihres Verhaltens bei Stoßbelastung. Dabei werden drei Klassen unterschieden:
-
1B1: Höchste Stoßfestigkeit
-
2B2: Mittlere Stoßfestigkeit
-
3B3: Niedrigste Stoßfestigkei
Um als Sicherheitsglas zu gelten, muss Glas mindestens die Klasse 3(B)3 erreichen. Drahtglas erreicht diese Klassifizierung nicht.